Wofür setzt man Vektorgrafiksoftware ein?
An vielen Orten können Sie lesen, dass Vektorgrafik auf Bezierkurven basiert und wie sie funktioniert, aber wofür braucht man diese Kurven eigentlich? In der Vektorgrafik muss man sehr genau arbeiten, es ist mühsam, mit den entsprechenden Programmen zu arbeiten, sie entsprechen so gar nicht der manuellen Arbeitsweise beim Design und aufregende Effekte erreicht man nur mit sehr viel Aufwand.
Was soll dann also das ganze?
Aufgrund der verlustfreien Skalierbarkeit
- Vektorgrafik kann in der höchstmöglichen Auflösung des jeweiligen
Ausgabegeräts produziert werden - ist Vektorgrafik vor allem im Printbereich
interessant.
Wichtige Einsatzbereiche bestehen vor allem dort, wo Vorlagen für
sehr unterschiedliche Ausgabegrößen hergestellt und angepasst
werden müssen, bzw. wo die Ausgabegröße gar nicht allgemein
festzulegen ist, wie es beim Logo-Design der Fall ist.
Arbeiten, die auf Schneidplottern, Fräsen, Laserschneidern oder ähnlichen
Geräten ausgegeben werden, sind ein weiteres Einsatzgebiet. Wenn Sie
also Ihr Design auf einem Schaufenster oder einer Lastwagenplane aufkleben
wollen oder etwas in Metall gravieren möchten, benötigen Sie es
als Vektorgrafik.
Auch Grundformen, die Sie in CAD- oder 3D-Gestaltungssoftware importieren
wollen, müssen Sie als Vektorgrafik produzieren.
Neben Logodesign und Beschriftung ist die Infografik das zweite beliebte
Einsatzgebiet für Vektorgrafik. Hier ist vor allem Detailgenauigkeit
und Flexibilität (durch die Skalierbarkeit) sowie die objektorientierte
Arbeitsweise (für einfache Anordnung und Wiederverwendbarkeit der
Objekte) der Software gefragt.
In der technischen Dokumentation, z.B. in Gebrauchsanleitungen, sind Vektorillustrationen ebenfalls sehr beliebt. Gute Anleitungen zeichnen sich dadurch aus, dass auf Wesentliches reduziert wird - dies ist in der Illustration naturgemäß einfacher als mit den Mitteln der Fotografie.
Zum Teil gibt es auch Überschneidungen zwischen Vektorgrafik-
und Layout-Software, so werden viele „einfachere“ Layoutaufgaben
wie Visitenkarten, Briefbögen, Plakate, aber auch Broschüren
mit wenigen Seiten und wenig Text in Vektorgrafiksoftware ausgeführt.
Ist eine enge Verbindung zwischen den verschiedenen Medien wie Grafik,
Foto,
Text gefragt, dann führt die Ausarbeitung mit Grafiksoftware ggf.
schneller zum Ziel als der ständige Wechsel zwischen vielen Programmen. Vor allem wenn Vektorsoftware mehrere Seiten verwalten kann - wie FreeHand, CorelDraw und inzwischen auch Illustrator- wird sie für Layouts eingesetzt.
Schriftdesigner arbeiten in den speziellen Programmen auch mit Bezierkurven, wenn sie nicht sogar die Vorarbeit in den klassischen Vektorgrafik-Applikationen vornehmen.
Auch im Webdesign ist Vektorgrafik beliebt, fördert sie doch sehr flächig angelegte, schnörkellose Designs und den Verzicht auf allzu verspielte Details - dies ist speziell für die Gestaltung von Icons wichtig. Auf der anderen Seite lassen Dateiformate wie Shockwave-Flash und SVG die direkte Verwendung von Bezier-Objekten auf Webseiten zu.
Mit extrem hohem Aufwand und viel Geduld ist auch fotorealistische Illustration möglich. In der Zeit vor der massiven Verbreitung der Digitalfotografie fand diese Illustration auch Verwendung in der Werbung. Heutzutage sind Vektor-Illustrationen noch in manchen Zeitungsanzeigen und Gebrauchsanleitungen zu finden - ein hyperrealistisch illustriertes Objekt kann unter Umständen beeindruckender aussehen als eine Fotografie (die in der Regel ebenfalls in größerem Umfang nachbearbeitet werden muss).
In den letzten Jahren wurden mehrere Science-Fiction-Filme als Trickfilme in Vektoren realisiert, zu größerer Bekanntheit kam vor allem Richard Linklaters „A Scanner Darkly“.
Illustrator-Geschichte
In diesem Interview mit John Warnock (PDF, englisch), dem ersten Illustrator-Entwickler und Mitgründer von Adobe, arbeitet Conrad Taylor von der BCS Electronic Specialist Group aus London die Geschichte von PostScript, Font-Technologie- und -Design, Bézierkurven, Vektorgrafik und Adobe heraus. Und ein bisschen John Warnocks eigene Biografie. Sehr lesenswert.
Und hier das Einführungsvideo zu Illustrator 88 (mit vielen Beispielgrafiken aus der Zeit):
Vektorgrafik-Software
Neben Adobe Illustrator (bei Wikipedia mit Versionshistorie), um das es auf dieser Website hauptsächlich geht, gibt es weitere Vektorgrafik-Anwendungen.
- CorelDraw
- Adobe FreeHand (vormals Macromedia, davor Aldus), wird nicht mehr weiterentwickelt.
- Xara XTreme und seine Linux-basierte Opensource-Variante Xara
- Canvas
- Lineform
- Die Opensource-Software Inkscape
- Karbon14, eine freie Software im Paket von KOffice
- Das in Python geschriebene Skencil
- Microsoft Expression Design